Statement von Prof. Dr. Götz T. Gresser : Die...
Statement von Prof. Dr. Götz T. Gresser

Die größten Herausforderungen für 2023?

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Goetz T. Gresser (Source: DITF)
Goetz T. Gresser (Source: DITF)

Die Weltwirtschaft durchlebt turbulente Zeiten. Seit Beginn der Krise in der Eurozone im Jahr 2009 hat Europa eine Reihe von Herausforderungen erlebt, darunter einen massiven Zustrom von Flüchtlingen, den Brexit, die Corona-Pandemie und die russische Invasion in der Ukraine. Da Europa global vernetzt ist, wirkt sich dies auch auf die Textilindustrie aus.

Wir haben verschiedene Stakeholder in unserer Branche die Frage gestellt: "Was sind die 5 größten Herausforderungen für die Textilindustrie im Jahr 2023?" In einem Statement gibt Prof. Dr. Götz T. Gresser, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) seine Einschätzung wieder:

Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Der Klimawandel betrifft uns alle und die Zeit zerrinnt uns zwischen den Fingern. In der Textilindustrie hat sich in den letzten Jahren viel bewegt, aber es stehen noch viele Aufgaben an. Die derzeitige Energiekrise kann hier zum Motor und Impulsgeber werden. Dieser Herausforderung stellen wir uns an den DITF aktiv. Wir beabsichtigen nicht nur die Klimaziele des Landes Baden-Württemberg zu erreichen und bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden, sondern auch unseren Energie- und Wärmebedarf drastisch zu verringern und gleichzeitig erheblich selbst Energie und Wärme zu erzeugen. Hierzu werden die DITF in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen tätigen.

Recycling Gap vom End-of-Life-Product zur verspinnbaren Faser
Weltweit werden nicht einmal 10 % aller Rohstoffe recycelt. Ziel ist es, aus dem textilen Endprodukt wieder eine verspinnbare Faser herzustellen. Schauen wir genau hin, so wird derzeit recyceltes Polyester für Kleidung oft nicht aus einem Textil, sondern aus bottle flakes gewonnen – also aus einem anderen Kreislauf. Problematisch sind die Materialmischungen, aus denen Textilien hergestellt sind. Diese lassen sich nicht immer in ihre Bestandteile auftrennen. Genau dort besteht noch ein hoher Handlungsbedarf in neuen Anlagentechnologien, die den letzten „Gap“ der Kreislaufwirtschaft schließen. Zudem muss bei der Herstellung auf weniger und sortenreine Materialien geachtet werden.

Fachkräftemangel
Textil ist eine Querschnittstechnologie, die wir in allen Anwendungsbranchen finden. Die Textilbranche ist in einem ständigen und erfolgreichen Transformationsprozess. Unsere Erfolge müssen wir zeigen, um Fachkräfte, Studierende und Auszubildende zu gewinnen. Zudem müssen die Berufe in der Textilbranche und in der Textilforschung attraktiver werden, um im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen zu können. Moderne Technologien, verblüffende Innovationen, Digitalisierung, ein nachhaltiges Image, Work-Life Balance sind die Stichwörter. Hier gehen schon einige Textilunternehmen und Forschungseinrichtungen neue Wege und der Erfolg gibt ihnen recht. Wir müssen die Menschen mit unserer Arbeit begeistern.

Traceability
Traceability ist die Grundlage für nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft. Verlässliche Produktdaten sorgen für Sicherheit und Transparenz, deren Bedeutung in Zukunft wächst. Möglich wird diese Transparenz durch eine umfassende Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette. Technologien wie die Blockchain-Technologien helfen den Unternehmen, die relevanten Daten zu erfassen, zu analysieren und zur Verfügung zu stellen.

Probleme in den Lieferketten und bei Rohstoffen
Die Lieferkettenprobleme bedeuten auch für die Textilbranche einen echten Wertschöpfungsverlust. Rohstoffe, Vorprodukte oder Ersatzteile sind knapp und teuer. Wenn Lieferungen kurzfristig ausfallen, stellt das die Unternehmen vor große Probleme. Flexibilität ist gefragt: Kleinere Losgrößen wirtschaftlich herzustellen und Rohstoffe für vielseitige Anwendungen einzusetzen sowie neue Bezugsquellen in Europa zu finden. Auch hier helfen die digitalen Tools, die im Bereich Traceability zum Einsatz kommen.

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